Krabbeliges Taiwan

Die hübsche Dame auf dem Bild ist eine Joro-Spinne. Eine absolut harmlose Seidenspinne, die man in Japan, China und dem Bastard der beiden, Taiwan, finden kann.

Und Joro-Spinnen sind groß, verdammt groß sogar. Mit den Beinen sind sie sogar etwas mehr als Handteller groß. Für Arachnophobe kann dies sowohl Fluch als auch Segen sein. Denn obwohl sie diese bei Spinnenängstlern so unbeliebte Eigenschaft hat verdammt groß zu sein, sieht man aber dafür ihre Netze und natürlich die Spinne selbst schon von weitem und läuft nicht unbedingt blindlinks in ihre Netze. Der Name Joro-Spinne kommt aus dem japanischen und übersetzt sich zu “Prostituierten-Spinne”, das auf Grund einer Folklore, dass sich die Joro-Spinnen in kurvige, langbeinige Frauen verwandeln kann und ahnungslose Männer in ihre Netze lockt.

Es soll aber nicht bei Spinnen bleiben, denn dieses Wochenende hatte ich die einmalige Gelegenheit die faszinierende Insektenwelt Taiwans zu erforschen und hier erfahrt ihr es natürlich zu erst!

Alles fing an mit einer E-Mail letzte Woche “Wir sind das Team vom Biologie Professor SoUndSo aus Kaohsiung und wir suchen nach bergfesten Freiwilligen. Für was? Insekten sammeln. Für wo? Namasia-Distrikt, tief in den Bergen von Taiwan.

Am Freitag fuhr ich also nach Kaohsiung und traf mich mit dem Forschungsteam an der Uni. Neben diversen Taiwanesen, Philippinos/nas, und einem Festlandchinesen, fand sich auch ein Solomone, eine Neuguinesin und wenn es kaum noch exotischer geht, auch noch eine Stuttgarterette. Forschung ist International. Wir beluden die beiden Minibusse, aber es waren so viele Sachen, dass nach dem man sich gesetzt hatte, noch mehr Dinge per Tetris Prinzip auf einen drauf gestapelt wurden.

Die Fahrt nach Namasia sollte zwar nur 2.5h dauern, aber die Straße dahin…Junge, Junge. 4 der 8 Leute in meinem Auto wurden Seekrank und meine Notfall-Anti-Kotz-Tablette wurde mit Schweizer Taschenmesser gevierteilt.

Reden wir über Namasia. Es liegt in einem tiefen Tal, am Arsch der Welt mit nur einer Straße, drei Dörfern, und knapp 3000 Einwohner, davon die meisten Ureinwohner. Ursprünglich war es Stammesgebiet der Kanakanavu, doch zunächst die Japaner und dann die KMT siedelten mehr und mehr indigene Stämme in dem Gebiet an und machten es zum Reservat.

Das Aussehen der taiwanesischen Urbevölkerung ist deutlich ähnlicher der Südasiatischen Bevölkerung und Aborigines als den Han-Chinesen. Jeder Stamm hatte eine unterschiedliche Kultur, eine eigene Sprache, eingene Feste und Rieten. Man war deutlich Naturverbundener, man lebte von Semistationär von Reis und Hirse und natürlich der Jagd. Die Religion und Kultur war dicht verwoben, man glaubte an Naturgeister, Astrologie und vor allem Traumdeutung. Das ging alles verloren mit der Ankunft der ersten katholischen Missionare und die einzelnen Kulturen sind nunmehr eine Hülle von dem was sie mal waren. Die spätere “ein-China-eine-Sprache-eine-Kultur” Politik der KMT tat ihr übriges. Es ist kein Wunder, dass jeder Stamm mindestens eine Folklore-Gruselgeschichte über die Niederländer, Portugiesen, Japaner oder Christen überliefert ist.

Inzwischen nimmt die Zahl der Ureinwohner stetig ab und die einzelnen Stämme vermischen sich mehr und mehr. Ein verheerender Typhoon 2008 begrub zwei der drei verbliebenen Dörfer unter Schlamm und bis heute stehen dort die meisten Häuser leer. Das was von Namasia und seiner Bevölkerung noch übrig ist, betreibt Landwirtschaft milder Tourismus, vorallem wenn die Glühwürmchen Saison haben.f

Die einzige Tankstelle in dem Gebiet

Wir kamen also am Ende der Straße im letzten Dorf an und wurden von einem Stammesangehörigen der Kanakanavu und einem Bunun begrüßt. Die beiden sollten für das Wochenende unsere Führer und kulturellen Austauschpartner sein. Den Rest des Tages packten wir aus, richteten und in einer Hütte ein und erforschten die Umgebung. Mit Biologen zu reisen ist seine ganz eigene Art an speziell. Ständig hauen sie irgendwelche Witze raus, die man nur versteht, wenn man mindestens im 2 Jahr des Doktors in Evolutionsbiologie ist und allesamt haben sie Listen mit Pflanzen und Tieren, die sie finden wollen um sie gefunden zu haben. So in der Art “Leute, wenn einer von euch einen Farn sieht, der einen octaoval gefiederte Blattstand hat und auf der Unterseite die Samenkapseln in Tripletts aber auf keinen Fall in Quartetts auftreten, dann sagt bescheid, der Fehlt mir noch auf meiner Bucket-Liste!”

Am zweiten Tag ging es dann mit den Insektenfallen schwer bepackt einen Bergpfad und später einen Flusslauf hoch, bis wir im Gebiet waren, deren Insektenwelt erfasst werden sollte. Insektenfallen sind alle letztendlich 10 verschiedene Weisen Insekten in einen Becher mit Alkohol zu locken und die unterschiedlichen Fallenarten konzentrieren sich auf die unterschiedlichen Lebensräumen der Insekten. Nachdem die Fallen platziert waren, gab’s dann erstmal 6 Stunden lang nichts zu tun, man muss ja den Insekten eine Chance geben auch in die Fallen zu fallen. Wir vertrieben uns also die Zeit mit der Jagd auf Schmetterlinge für einen anderen Professor in Kaohsiung und einer der Ureinwohner brachte uns bei, wie man mit einem Palmenwedel Süßwasserkrabben fängt.

Man entfernt alle Blätter außer die Blattadern in der Mitte, knotet eine Schlinge und bringt diese zum Hinterleib der Krabbe. Dann erschreckt man die Krabbe, sie springt rückwärts und in die Schlinge. Nach Einbruch der Dämmerung wurden die Insektenfallen wieder eingepackt und es ging zurück zur Hütte und am Sonntag dann wieder erst nach Kaohsiung und dann für mich weiter nach Taichung. War geil, war einmalig und ich hab dem Professor meinen Kontakt da gelassen, falls er jemals wieder manpower benötigt

Soviel für heute, bis zum nächsten Mal!

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